Ali, Frazier

Muhammad Ali gegen Joe Frazier (III)

30. September 1975,
Manila, Philippinen

Der dritte Kampf Muhammad Alis gegen seinen wohl größten Rivalen Joe Frazier setzte einen spektakulären Schlusspunkt hinter das Duell der beiden Schwergewichte, die sich insgesamt 132 Minuten im Ring bekriegten. Der "Thrilla in Manila" gilt noch heute als einer der brutalsten und erbittertsten Kämpfe der Boxgeschichte; gleichzeitig war es das einzige Aufeinandertreffen zwischen Ali und Frazier, das vorzeitig endete.

Ali hatte nach seinem spektakulären Titelgewinn gegen George Foreman den Gürtel 1975 drei mal innerhalb von drei Monaten ungefährdet gegen meist mittelmäßige Gegner verteidigt. Nun wollte er ein drittes Mal gegen Joe Frazier antreten, um mit einem erneuten Sieg die Scharteder Niederlage von 1971 endgültig auszuwetzen.

Der Kampf war nicht nur aus Prestigegründen bedeutend für Ali. Die Kampfbörse des Champions war mit sechs Millionen Dollar doppelt so hoch wie die seines Herausforderers - Ali erhielt damit mehr als für die ersten beiden Kämpfe gegen Frazier zusammen.

Wie gewohnt ließ Ali im Vorfeld keine Gelegenheit aus, Frazier verbal zu attackieren. Diesmal jedoch trieb er es schlimmer als sonst: Er verpasste Frazier den Spitznamen "Gorilla", nannte ihn einen Analphabeten und verspottete den ehemaligen Schlächter wegen dessen Ghetto-Slangs. Vielen Beobachtern gingen Alis Äußerungen zu weit und auch Frazier reagierte mit für ihn untypisch martialischen Sprüchen: "Ich will ihn verletzen. Ich will ihn nicht ausknocken. Ich will ihm sein Herz herausnehmen."

Dann war der Tag des Kampfes endlich da. Am Morgen des 1. Oktober (bedingt durch die Zeitverschiebung lief der Kampf in den USA zur Prime Time) war das Coliseum, zehn Kilometer außerhalb von Manila in Quezon City gelegen, mit 25 000 Zuschauern bis auf den letzten Platz gefüllt.

Ali beginnt druckvoll, punktet immer wieder mit der Führhand und gewinnt klar die ersten Runden. Doch Frazier verliert nicht den Kopf, im Gegenteil. Er weiß, dass seine Zeit in diesem Kampf noch kommen wird. Immer wieder landet auch er Treffer auf die Arme und den Körper von Ali, gelegentlich kommt auch ein Haken zum Kopf des Weltmeisters durch.

Dann wendet sich das Blatt. Alis Elan der ersten Runden ist verschwunden, er ruht sich immer wieder an den Seilen aus, lässt Frazier auf Körper und Arme einschlagen und landet nur gelegentlich selbst Kombinationen. Doch Frazier kann die Offensive nicht lange aufrechterhalten. In der zehnten Runde sind beide Boxer erschöpft und zeigen wenig Beinarbeit. Eine erneute Wende kündigt sich an.

Ab der zwölften Runde übernimmt wieder Ali die Kontrolle. Immer wieder hageln schnelle Kombinationen in Joes geschwollenes Gesicht. In der dreizehnten schlägt Ali seinem Gegner den Mundschutz aus dem Mund. In Runde vierzehn ist Fraziers linkes Auge komplett geschlossen, er sieht Alis Rechte nicht mehr und wird wieder und wieder hart getroffen.

In der Pause vor der letzten Runde stoppt Joes Trainer Eddie Futch den Kampf. Zu unwahrscheinlich war ein Sieg seines halbblinden Schützlings geworden, der Alis Schlägen nicht mehr ausweichen konnte und zudem nach Punkten hinten lag. Als Ali aufsteht, um sich feiern zu lassen, bricht er zusammen. Ob aus Erschöpfung, Erleichterung, Freude, kann niemand sagen. Ob er die letzte Runde hätte bestreiten können, wenn Frazier angetreten wäre? Es ist nutzlos, darüber zu spekulieren.

Tatsache ist, dass sowohl Frazier als auch Ali an die absolute Grenze ihrer Belastbarkeit gegangen waren. Joes Augen waren Stunden nach dem Kampf noch so geschwollen, dass er nichts sehen konnte. Auch Alis Körper zeigte unübersehbare Spuren - Schwellungen und Hämatome besonders oberhalb der Hüften, wo Frazier ihn mit wuchtigen Schlägen getroffen hatte, die, wie er später sagte, "ein Haus eingerissen" hätten. Ali soll bereits während des Kampfes zu Angelo Dundee gesagt haben, er "sei so nahe am Tod gewesen, wie noch nie".

Viele Freunde und Fans von Ali hofften, er würde nach dieser brutalen Schlacht seinen Rücktritt vom Boxsport bekanntgeben, doch es sollte weitere sechs Jahre dauern, bis es endgültig so weit war. Doch in den zehn Kämpfen, die Ali nach dem "Thrilla in Manila" bestritt, sollte er nie wieder an die Form herankommen, die ihm zum historischen Sieg gegen Joe Frazier verholfen hatte.

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© 2000 by J. Ehrmann